2. Kapitel
Hilfsmittel zur Seitenerstellung
Adressierung
Grafik-, FTP- und weitere Programme
HTML-Editoren
Es gibt mittlerweile unzählige HTML-Editoren auf dem Markt. Die Spanne dieser Programme reicht von sogenannten WYSIWYG-Editoren (»What you see is what you get«) über einfache Texteditoren bis hin zu Programmen, die beide Varianten anbieten.
WYSIWYG-Editoren
WYSIWYG bedeutet soviel wie »Was du siehst, ist das, was du erhältst«. Auch Microsoft Word ist ein WYSIWYG-Programm. Der Benutzer sieht anfangs eine leere weiße Seite vor sich und beginnt nun, sie zu editieren. Er kann Texte formatieren, Bilder einfügen und Tabellen anlegen. Die gewünschten Inhalte lassen sich über entsprechende Menübefehle und Dialoge einfügen. Die Ergebnisse seiner Aktionen kann er direkt auf dem Bildschirm überprüfen.
Genau so funktioniert ein WYSIWYG-Editor. Das Programm setzt hierbei die vom Benutzer ausgeführten Aktionen im Hintergrund in Quelltext um. Wenn er es nicht möchte, braucht der Benutzer den Raum der grafischen Darstellung also gar nicht zu verlassen. Viele WYSIWYG-Editoren bieten allerdings auch die Möglichkeit, zwischen Layout- und Quelltextansicht umzuschalten, sodass man die Entwicklung der Seite auch direkt im Quelltext verfolgen und dort Korrekturen und Änderungen vornehmen kann.
Texteditoren
Im Gegensatz zu WYSIWYG-Editoren wird bei textorientierten Editoren (auch »ASCII-Editoren« genannt) ein HTML-Dokument ausschließlich auf Quelltext-Ebene erstellt. Das bedeutet, dass Sie den Quelltext Ihrer Seite in der Regel komplett per Hand tippen.
- Wenn Sie sich den Quelltext dieser Seite anschauen wollen, nutzen Sie das Kontextmenü Ihrer rechten Maustaste oder wählen Sie, je nach Browser, aus dem Menü »Ansicht« den Unterpunkt »Quelltext anzeigen« bzw. »Seitenquelltext«. In dieser Einführung werden Sie lernen, was die einzelnen Elemente des Quelltextes bedeuten und wie Sie selbst einen solchen Seitenquelltext erstellen.
Einige Editoren zeichnen sich durch so genanntes Syntaxhighlighting aus. Dabei erkennt der Editor die verwendete Sprache und stellt einzelne Elemente farbig unterschiedlich dar, was die Übersichtlichkeit des Quelltextes enorm erhöht und dadurch das Arbeiten erleichtert. Auch bieten einige Editoren die Möglichkeit an, Elemente per Knopfdruck einzufügen (also ähnlich wie in WYSIWYG-Editoren, nur halt auf Quelltextebene) oder den Quelltext auf Fehler hin zu überprüfen, stellen Hilfsmittel wie Bildervorschau oder einfaches Projektmanagement bereit.
Vor- und Nachteile
Die Vorteile eines WYSIWYG-Programms liegen in der Natur der Sache:
- Sie sind sehr schnell in der Lage, eine Seite fertigzustellen oder ein bestehendes Grundgerüst mit Inhalten zu füllen.
- Das Transkribieren von der abstrakten Quelltextebene hin zu der Seitendarstellung im Browser fällt weg.
- WYSIWYG-Programme verlangen keine oder kaum HTML-Kenntnisse zu Fertigstellung einer Seite und verfügen zusätzlich oft über Layout-Vorlagen, die Ihnen die Konzeption eines Layouts weitgehend abnehmen.
- Viele WYSIWYG-Programme verfügen über ein ausgereiftes Projektmanagement, das Ihnen die konzeptionelle Arbeit zum Teil abnimmt.
Insgesamt gesehen sind WYSIWYG-Programme daher möglicherweise ein guter Einstieg in das Webauthoring, da Sie ohne HTML-Kenntnisse rasche Ergebnisse erhalten und schnell ein Gefühl dafür entwickeln, welche Techniken mit HTML möglich sind und welche nicht.
Leider führt diese Arbeitserleichterung insgesamt zur Versimplifizierung des Erstellens von Webseiten. Dadurch dass das Programm zum einen sowohl die Gedankenarbeit beim Projektmanagement als auch beim Erstellen des Seitenkonzeptes und zum anderen auch die Erstellung des Quelltextes abnimmt, bekommt der Anwender schnell das Gefühl, die Erstellung von Webseiten sei eine sehr einfache Sache. Er hat damit Recht, wenn er sich mit den Ergebnissen des WYSIWYG-Programmes zufrieden gibt. Dies sollten Sie jedoch nicht, denn leider haben WYSIWYG-Programme auch sehr viele Nachteile:
- WYSIWYG-Editoren erzeugen in einigen Fällen unerklärlicherweise viel überflüssigen Code, was längere Ladezeiten und eine große Unübersichtlichkeit des Quelltextes bedeutet.
- Oftmals entspricht der Code nicht dem international anerkannten Standard des W3C. Dies kann dazu führen, dass kein anderer Browser die Webseite tatsächlich so darstellt, wie Sie sie entworfen haben. Dies kann von kleinen Abweichungen bis hin zum völligen Fehlen wichtiger Seiteninhalte führen, obwohl die Seite in Ihrem WYSIWYG-Editor einwandfrei zu funktionieren scheint.
- Ein nicht unwesentlicher Nachteil ist auch die häufig mangelhafte Trennung von Markup und Layout und das inkonsequente Einsetzen von CSS, was Sie als Webautor per Hand wesentlich sicherer gestalten können.
Aus diesen Gründen ist der Begriff »WYSIWYG« im World Wide Web auch sehr umstritten. Das WYSIWYG-Prizip stimmt immer nur für den Autor ein Seite selbst und für einen gewissen Nutzerkreis, der über die gleichen Voraussetzungen und die gleiche Umgebung wie der Autor verfügt. Im WWW muss davon ausgegangen werden, dass die Besucher die erstellten Seiten mit anderen Browser auf anderen Betriebssystemen über andere Auflösungen betrachten. Dadurch können die Seiten bei den Besuchern anders aussehen als beim Autor.
- Es handelt sich also meistens um ein WYSIWTPTTYMG-Programm (»What you see is what this program thinks that you might get«). ;-)
Die Nachteile von Quelltext Editoren sind gerade für Anfänger offensichtlich:
- Sie brauchen HTML-Kenntnisse, um eine Seite zu erstellen.
- Das Tippen des Quelltextes dauert wesentlich länger als das Zusammenklicken in einem WYSIWYG-Programm, selbst wenn sie Copy & Paste einsetzen und dadurch sich wiederholende Seiteninhalte im Quelltext mehrfach duplizieren können.
- Quelltext-Editoren sind spartanischer aufgebaut und verfügen in den meisten Fällen über kein so umfangreiches Projekt- und Seitenmanagement.
- Sie sind auf sich allein gestellt, wenn es um die Erarbeitung eines Seitenkonzeptes geht.
- Das Umsetzen eines Entwurfskonzeptes in einen gut strukturierten HTML-Quelltext erfordert darüber hinaus eine Menge an Abstraktionskraft.
Allerdings hat das Schreiben der Seite per Hand auch schon anfangs aber vor allem nach einiger Zeit unbestreitbare Vorteile:
- Sie haben direkte Kontrolle über die Entstehung des Seitenquelltextes.
- Sie können die Auswirkungen jeder noch so geringen Änderung im Quelltext sofort im Browser überprüfen.
- Sie beschränken sich beim Schreiben Ihrer Seite auf das Wesentliche und schreiben dadurch keinen überflüssigen Code.
- Sie ordnen Ihren Quelltext für sie verständlich und logisch.
- Sie haben enorme Lernfortschritte mit jeder Seite, die Sie schreiben. Sie gewinnen immer mehr Verständnis für die Zusammenhänge und sehen die Textauszeichnung im Quelltext getrennt von der Darstellung im Browser. Dadurch entwickeln Sie besseres Verständnis für stilistisch gutes Webauthoring.
- Ein Wechsel des Editors ist leichter als bei WYSIWYG-Editoren, da der eigene Quellcode mit einem anderen Editor nach dem gleichen Prinzip weiterverarbeitet werden kann.
- Es liegt in Ihrer Hand, nicht in der Hand eines Programms, ob Sie beim Erstellen der Seite Fehler machen möchte oder nicht. ;-)
- Haben Sie mehrere Seiten gleichen Layouts aber wechselndem Inhalts (wie zum Beispiel diese Einführung), ist es Ihnen ein leichtes, sich wiederholende Elemente des Quelltextes zu kopieren und nur die neuen zu ergänzen.
- Fehler, die sich beim Validieren herausstellen, sind schneller zu finden und zu verstehen.
Sicherlich gibt es noch viele weitere Vorteile, die ich nicht aufgezählt habe.
Ich empfehle Ihnen, einen Quelltext-Editor zu verwenden, wenn Sie mit Hilfe dieser Einführung XHTML lernen möchten. Der in meinen Augen beste Editor für Windows ist der HTML-Editor Phase 5 von Ulli Meybohm. Für den Mac soll BBEdit sehr zu empfehlen sein. Auch wenn für den Anfang natürlich das Notepad zum HTML-Schreiben reicht, empfehle ich Ihnen, sich eines dieser Programme herunterzuladen und zu installieren, bevor sie die nächsten Kapitel dieser Einführung lesen.
- Björn Höhrmann schrieb mal:
Notepad ist kein HTML-Editor, Notepad ist das Schweizer-Armeemesser mit integriertem Whirlpool für jeden, der nur ein bisschen auf sich hält und effektiv arbeiten will.
:-)
- Welcher Editor ist empfehlenswert?
Aus der T-Online-FAQ von Georg Burkhard.
Adressierung
Grafik-, FTP- und weitere Programme
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