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UX, Usability und Webstandards

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Browser

Hinweis: Diese »Einführung in XHTML, CSS und Webdesign« ent­spricht der zwei­ten Auf­lage des gleich­na­mi­gen Buches, das im Dezem­ber 2008 im Ver­lag Addison-Wesley erschie­nen ist. Die Inhalte sind mittlerweile veraltet, fast alles hat sich weiterentwickelt. Seit einigen Jahren gibt es HTML5, von XHTML redet niemand mehr, und auch die Entwicklung und Unterstützung von CSS ist um Einiges weiter. Auch fast alle Grundlagentexte müsste man schon lange fortschreiben. Falls Sie die Texte dennoch lesen möchten, behalten Sie das bitte im Hinterkopf.

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In diesem Buch ist häufig von Benutzerprogrammen die Rede.

Ein Benutzerprogramm ist ein beliebiges Programm, das eine Ressource ausliest und weiterverarbeitet. Ein Benutzerprogramm kann eine Ressource anzeigen, verarbeiten, sie vorlesen, ihren Ausdruck veranlassen oder sie in ein anderes Format umwandeln.

Über spezielle Benutzerprogramme, die Webseiten in Blindenschrift darstellen oder vorlesen (Screenreader) und von körperlich eingeschränkten Menschen im Rahmen assistiver Technologien verwendet werden, lesen Sie in Kapitel 2.9 »Barrierefreiheit«. Hier geht es vor allem um Webbrowser.

Ein Webbrowser (auch: Browser) ist ein Benutzerprogramm, das hauptsächlich zum Anzeigen von Webseiten über HTTP verwendet wird. Ursprünglich bezeichnet der englische Begriff to browse (stöbern, sich umsehen, schmökern) lediglich das Benutzen von Navigationselementen (Vor, Zurück, Index, ...) zum Lesen von (Hyper-)Texten am Computer. Moderne Browser verfügen über eine ganze Palette weiterer Funktionen, zum Beispiel FTP oder E-Mail. Die meisten Browser laufen auf einer grafischen Benutzeroberfläche und können mit Maus und/oder Tastatur bedient werden.

Die Entwicklung bis zum Browserkrieg

Als Tim Berners-Lee im Jahr 1990 damit begann, den Code für sein WWW zu schreiben, entwickelte er neben

  • HTTP, dem Protokoll, über das Computer über das Internet kommunizieren,
  • URI, dem Schema, nach dem Dokumentadressen erstellt werden können, und
  • HTML, der Sprache zur Auszeichnung von Webseiten,

auch den ersten Webbrowser. Er sah im Wesentlichen wie ein Textverarbeitungsprogramm aus und war eine Kombination aus Browser und Editor – HTML-Dokumente konnten mit demselben Programm bearbeitet und angezeigt werden. Leider lief das Programm nur auf NeXT-Computern, einer zu dieser Zeit zwar sehr innovativen, aber gering verbreiteten Plattform.

Um das World Wide Web weiter zu verbreiten, war es notwendig, auch mit anderen Betriebssystemen daran teilhaben zu können. Dazu waren Browser für den PC, den Macintosh und für Unix-Systeme nötig. Berners-Lee und andere Personen, die am CERN und darüber hinaus an der Entwicklung des World Wide Webs mitwirkten, versuchten daher, Studenten die Entwicklung von Webbrowsern schmackhaft zu machen. Schließlich handelte es sich dabei – zumindest zu dieser Zeit – um verhältnismäßig überschaubare Projekte, die Studenten eine hervorragende Möglichkeit boten, ihre Programmierkenntnisse zu demonstrieren. 1992 nahmen verschiedene Studenten der Technischen Universität von Helsinki diese Herausforderung an und schrieben als Diplomarbeit einen Webbrowser namens Erwise, der im April erschien und für den Einsatz auf Unix-Computern unter der grafischen Benutzeroberfläche X-Windows programmiert war.


Abb. 2.4: Erwise

Nach und nach entstanden weitere Browser, unter anderem ViolaWWW, einer der ersten Browser, die HTML-Dokumente mit Grafiken darstellen, Animationen anzeigen und kleine, eingebettete Anwendungen aus dem Internet herunterladen und ausführen konnten. Allerdings beschränkten sich alle Projekte auf ein universitäres Umfeld; war die konkrete Aufgabe erfüllt, wurde der Browser nicht weiterentwickelt. Darüber hinaus war die Installation aller Browser so schwierig, dass sie sich in der Breite nicht durchzusetzen vermochten und daher nicht viel mehr blieben als vielversprechende Studien.


Abb. 2.5: ViolaWWW

Mosaic

1993 beschlossen Eric Bina, ein Mitarbeiter am National Center for Supercomputing Applications (NCSA) an der Universität von Illinois, und Marc Andreessen, ein Student, einen Browser für X-Windows zu erstellen. Andreessens Arbeit wurde durch zahlreiche lebhafte Diskussionen in den Newsgroups, in denen er fast ständig präsent war, angetrieben und beeinflusst. Schnell implementierte er gewünschte Funktionen und gab reihenweise Testversionen seines Browsers Mosaic heraus, damit andere diese ausprobieren konnten. Im Gegensatz zu anderen Browserentwicklern vor ihm ging es Andreessen nicht darum, ein akademisch hochwertiges Produkt zu entwickeln, sondern er wollte einen Browser schreiben, der von möglichst vielen Menschen verwendet werden kann. Dieser praktisch orientierte Ansatz unterschied sich stark von der akademisch beeinflussten Arbeit anderer Entwickler und war genau das, was das Web zu dieser Zeit benötigte. Das Endergebnis nannte er Mosaic – der erste Browser, der außer Text auch Grafiken auf einer Seite anzeigen konnte, ohne dass man diese extra nachladen musste.


Abb. 2.6: Mosaic

Mosaic ließ sich leicht herunterladen und installieren, und es war keine lange Einarbeitungszeit erforderlich, um Zugriff auf das Web zu erhalten. Weitere Betaversionen erschienen ab September 1993 für diverse Unix-Betriebssysteme, für Apples Macintosh-System 7 sowie für Windows NT. Versionen für Windows 3.1 und 95 folgten nach. Die Zahl der Mosaic-Nutzer vervielfachte sich von Tag zu Tag. Zu dieser Zeit war der Name »Mosaic« ein Synonym für »Webbrowser« oder das Web allgemein – Inhalte waren nicht »im Web«, sondern »in Mosaic«.

Netscape Navigator

Der kostenlose Mosaic verbreitete sich rasch über das Internet und machte das Web sehr schnell sehr populär. Im Jahr 1994 wurde Jim Clark auf den Browser und dessen Entwickler Marc Andreessen aufmerksam. Clark war damals Professor an der Stanford University und mit seiner Firma Silicon Graphics Inc. bereits ein erfolgreicher Unternehmer. Er hatte genügend Geschäftssinn, um die (kommerziellen) Möglichkeiten, die das Internet bot, zu erkennen, und gründete zusammen mit Andreessen in Mountain View (Kalifornien) die Mosaic Communications, die sich bald darauf in Netscape Communications umbenannte.

Die zu größten Teilen aus dem ehemaligen Mosaic-Team übernommenen Programmierer entwickelten den neuen Browser Netscape Navigator in ungewöhnlich kurzer Zeit von Grund auf neu. Die Version 1.0 des Navigators entsprach damals exakt der HTML 2.0-Empfehlung des W3C. Andreessen und Clark gingen aggressiv vor, um den gesamten Browsermarkt zu erobern. Sie gaben ihr Produkt kostenlos weiter und gewannen so bereits Anfang 1995, nur vier Monate nach Veröffentlichung des Navigators, über 75 Prozent des Browsermarkts.

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Browserkrieg

1995 bemerkten Bill Gates und Microsoft, die dem Internet und vor allem dem Web bis dahin kaum Beachtung geschenkt hatten, dass sie wichtige Geschäftsfelder verpassen könnten. Gates erhob das Internet zu einem neuen und wichtigen Bestandteil der Firmenstrategie. Anstatt einen eigenen Browser zu entwickeln, lizenzierte Microsoft den Browsercode eines kleinen Abkömmlings des NCSA namens Spyglass für zwei Millionen Dollar. Nur eine Handvoll Programmierer entwickelten daraus in aller Eile einen Browser namens Internet Explorer, der im August 1995 veröffentlicht wurde. In den nächsten zwölf Monaten erschienen drei weitere Versionen.


Abb. 2.7: Internt Explorer 1.0

Microsoft hatte gegenüber Netscape zwei entscheidende Marktvorteile:

  1. Microsoft hatte wesentlich mehr finanzielle Mittel als die Konkurrenz, konnte mehr Entwickler beschäftigen und eine größere Marketingmaschinerie auffahren; im Jahr 1999 waren es mehr als 1.000 Mitarbeiter, die an der Entwicklung und Vermarktung des Browsers arbeiteten. Das ist eine erstaunlich hohe Anzahl für ein verhältnismäßig kleines Softwareprojekt. Denken Sie daran: Die ersten Browser wurden von einer Handvoll Studenten entwickelt.
  2. Der Internet Explorer wurde in Microsofts Betriebssystem Windows integriert, das damals auf rund 95 Prozent aller PCs installiert wurde. Damit eliminierte Microsoft alle Gründe für den Erwerb des Navigators effektiv.

Um die Nutzer von ihrem Browser zu überzeugen, überboten sich Netscape und Microsoft gegenseitig in der Implementierung neuer proprietärer Funktionen und Erweiterungen. Die damals aktuelle Empfehlung HTML 2.0 diente dabei eher als grobe Orientierung oder kleinster gemeinsamer Nenner, weniger als verbindlicher Standard. Der Konkurrenzkampf wandelte HTML von einer strukturorientierten Sprache zunehmend zu einem Universalwerkzeug für die Veröffentlichung und visuelle Gestaltung von Multimedia. Ein neuer Beruf entstand: der Webdesigner. Stefan Münz, technischer Autor und Webentwickler, beschreibt den Geist dieser Zeit mit folgenden Worten:

»Träumend saßen [die Webdesigner] in den Jahren 1995 und 1996 vor ihren ersten Webseiten, die dank Netscape bunte Hintergrund- und Schriftfarben, Hintergrundtapeten, Tabellenlayouts, mehrgeteilte Bildschirmfenster (Frames) und Multimedia-Plug-ins enthalten konnten. Zigtausende von Privatanwendern begannen, eigene Homepages zu erstellen. Nach und nach drängten alle Firmen, Organisationen, Regierungen und Behörden mit eigenen Angeboten ins Web – weltweit. Die Wachstumsraten glichen einer Explosion. Es war aber auch die Stunde jener Marketing-Strategen, die am liebsten aus der ganzen Welt eine Plakatwand machen würden. Mit Feuereifer und Finanzen stürzten sie sich auf das neue, aufstrebende Medium, ohne den geringsten Schimmer einer Ahnung von dessen wahrem Wesen zu haben. Kein Wunder, dass viele Versuche, die Sahnetorte Web aufzurollen, kläglich scheiterten und schließlich wieder für Katerstimmung am Werbemarkt und an der Börse sorgten.«

In den folgenden Jahren konnte Microsoft Netscape verstärkt Marktanteile abnehmen. Netscape hatte dem Aufwand Microsofts nichts entgegenzusetzen, was zur Folge hatte, dass der Marktanteil des Navigators von 1995 bis 2003 von über 80 Prozent auf unter 4 Prozent sank, während der Marktanteil des Internet Explorers im selben Zeitraum von unter 3 Prozent auf über 90 Prozent stieg. Mit der für damalige Verhältnisse hervorragenden Version 4 des Internet Explorers versetzt Microsoft Netscape 1997 den Todesstoß: Bereits im Januar 1998 kapitulierte Netscape und veröffentlichte den Quellcode seines Browsers als Open Source. Im Rahmen des daraus entstandenen Projekts Mozilla wurde das Programm vollständig neu geschrieben, dennoch konnte Netscape nie wieder an die unglaublichen Erfolge früherer Zeiten anknüpfen. Schließlich wurde Netscape Ende 1998 vom Onlinedienstanbieter AOL aufgekauft. Im Juli 2003 entließ AOL die letzten 50 Browserentwickler und stellte sein finanzielles Engagement am Mozilla-Projekt ein. Die Rechte an der kompletten Netscape-Technologie wurden auf die neu gegründete Mozilla Foundation übertragen. Microsoft hatte den Browserkrieg gewonnen.

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Windows Internet Explorer

Der Windows Internet Explorer (früher Microsoft Internet Explorer, Abkürzung: IE) ist ein Webbrowser von Microsoft für das Betriebssystem Microsoft Windows. Frühere Versionen waren zum Teil auch für Mac OS und Unix-Derivate wie Solaris und HP-UX) verfügbar. Die derzeit aktuelle Version ist Windows Internet Explorer 7 (IE 7).

Nach der Verdrängung des Netscape Navigators konnte sich der Internet Explorer viele Jahre lang einer Monopolstellung erfreuen. Vor allem der IE 6 war über mehrere Jahre der unangefochten meistgenutzte Browser im World Wide Web.

Vergleichbar mit Netscape, die sich aufgrund der damals herausragenden Marktanteile ihrer Sache zu sicher waren und daher wenig Engagement in die Weiterentwicklung des Navigators 4 steckten, ruhte sich Microsoft auf dem Erfolg des Internet Explorers 6 aus. Nach dessen Erscheinen im Herbst 2001 wurde das Entwicklerteam nahezu aufgelöst. Dabei war der IE 6 im Grunde niemals wirklich fertig; neben einer fehlerhaften Rendering Engine, die die damals (und noch heute) aktuellen Webstandards, vor allem CSS, nur unzureichend unterstützte, waren zahlreiche Sicherheitsmängel die Folge. Letztere versuchte man Monat für Monat durch Updates zu beheben, an der Rendering Engine selbst passierte jedoch nahezu nichts mehr.

Am 19. Oktober 2006 erschien die fertige Version 7 für Windows XP und Windows Server 2003. Die deutschsprachige Version folgte am 31. Oktober.


Abb. 2.8: Windows Internet Explorer 7

Der IE 7 rief unter Webentwicklern zwiespältige Reaktionen hervor. Der Microsoft-Browser hatte zwar viele Änderungen an der Benutzeroberfläche erfahren, war aber in Bezug auf Webstandards nicht viel mehr als eine Art längst überfälliger Bugfix voller alter und neuer Probleme und Fehler. Mittlerweile steht der IE 8 in den Startlöchern, bei dessen Entwicklung Microsoft deutlich höhere Maßstäbe angelegt hat als noch beim IE 7. Die Entwicklung des IE 8 startete im August 2007. Im Dezember erschienen die ersten Einträge über den neuen Browser im Weblog der IE-Entwickler. Die erste öffentliche Betaversion richtet sich primär an Webentwickler und steht seit dem 5. März 2008 zur Verfügung. Bereits als Beta ist der IE 8 deutlich besser als sein Vorgänger, bleibt aber noch weit hinter der Konkurrenz zurück. Ausführliche Betrachtungen über IE 7 und IE 8 finden Sie in meinen iX-Artikeln, siehe [Jendryschik 2006] und [Jendryschik 2008].

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Firefox

Firefox ist ein Webbrowser des Mozilla-Projekts. Der Browser ist Open Source und erfreut sich einer aktiven Entwicklergemeinde. Deshalb wird Firefox als Browser für besonders viele Plattformen angeboten, darunter Microsoft Windows, Linux und Mac OS X ab Version 10.4. Darüber hinaus gibt es Portierungen für Solaris, OS/2, FreeBSD, SkyOS und viele andere Systeme. Derzeit aktuell ist die Version 3.

Die erste Version 0.1 erschien im September 2002, die erste Hauptversion 1.0 im November 2004. Nach nur einem Tag erreichte Firefox 1.0 eine Million Downloads. Am 31. Juli 2006 wurde der 200-millionste Firefox-Browser heruntergeladen. Die zweite Hauptversion des Browsers, Version 1.5, erschien im November 2005. Sie enthielt eine neue Rendering Engine, verbesserte die Einbindung in andere Systeme und optimierte Softwareupdate- sowie Erweiterungsmanager. Im Oktober 2006 erschien mit der Version 2.0 die dritte Hauptversion. Neuerungen waren ein integrierter Phishing-Filter, eine Rechtschreibprüfung, automatische Suchvorschläge, eine überarbeitete Updatefunktion sowie eine Feedreader-Integration.

Die Hauptversion 3.0 erschien im Juni 2008. Begleitet wurde die Veröffentlichung von einer herausragenden Marketingkampagne. Die Firefox-Entwickler riefen zum Download-Day auf. Das erklärte Ziel war es, das innerhalb von 24 Stunden weltweit meistheruntergeladene Programm zu werden. Dass es eine solche Kategorie im Guinness-Buch der Rekorde bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gab, störte niemanden. Die Aktion erbrachte die gewünschte Aufmerksamkeit, und tatsächlich luden Nutzer das Programm mehr als 8 Millionen Mal herunter, darunter über 1,2 Millionen Downloads aus Deutschland. Zu den Neuerungen in Version 3 gehören animierte PNGs, eine neue Zoomfunktion für Text- und Grafikinhalte, eine beschleunigte JavaScript-Verarbeitung sowie die Unterstützung von Farbprofilen.

Gecko Rendering Engine

Als Rendering Engine verwendet Firefox die Gecko Rendering Engine, ein programmübergreifendes Softwaremodul, das eingesetzt wird, um Webseiten darzustellen. Gecko liest (X)HTML- und CSS-Dateien sowie Mediadaten ein und stellt das Ergebnis auf dem Bildschirm als formatierten Text mit Grafiken und anderen Elementen dar. Ein besonderes Augenmerk bei der Entwicklung von Gecko wird auf die vollständige Unterstützung von offenen Internetstandards wie (X)HTML, CSS, DOM, XML, RDF und JavaScript gelegt. Die Gecko Rendering Engine ist der Grund für die weitreichende Unterstützung von Webstandards im Firefox.


Abb. 2.9: Firefox 3.0

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Opera

Opera ist eine kostenlos erhältliche Software und vereint Webbrowser, E-Mail-Client und weitere Werkzeuge in einem Programm. Hersteller ist das norwegische Unternehmen Opera Software ASA. Opera gibt es für zahlreiche Betriebssysteme, darunter Microsoft Windows, Mac OS X, Linus, FreeBSD und Solaris, zudem gibt es Versionen für mobile Geräte. Derzeit aktuell ist die Version 9.5.

Im Dezember 1996 veröffentlichte die norwegische Opera Software ASA einen Browser namens Opera in der Version 2.10. Anders als seine Konkurrenz war er nicht kostenfrei verfügbar, konnte sich aber aufgrund seiner vielfältig anpassbaren Oberfläche und der damals herausragenden Geschwindigkeit beim Laden und Aufbauen von Seiten sowie seiner hohen Kompatibilität zu aktuellen Webstandards zur Überraschung vieler am Markt bewähren. 2000 kam für Opera der kommerzielle Durchbruch mit Version 4.0 für Windows, die innerhalb des ersten Monats über eine Million Mal heruntergeladen wurde. Im Dezember 2000 erschien Version 5.0, auf die innerhalb des ersten Folgemonats bereits über zwei Millionen Mal zugegriffen wurde. Ab dieser Version finanzierte sich Opera durch einen Werbebanner rechts neben der Menüleiste, der für 39 US-Dollar ausgeblendet werden konnte.

Seit der Version 8.5 vom September 2005 können Sie Opera kostenlos verwenden. Die aktuelle Version 9.5 wurde innerhalb der ersten fünf Tage 5 Millionen Mal heruntergeladen. Sie beinhaltet unter anderem

  • den Browser selbst mit Lesezeichenverwaltung, Passwortmanager, Werbe- und Pop-up-Blocker,
  • ein eingebautes E-Mail-, News- und RSS-Reader-Programm,
  • einen IRC-Client zur Teilnahme am Internet Relay Chat,
  • einen Downloadmanager,
  • ein Adressbuch,
  • die Möglichkeit schneller Notizen,
  • einen integrierten BitTorrent-Client, eingebettet in den Downloadmanager, sowie
  • einen Phishing-Filter, der auf die Datenbanken von GeoTrust und Phishtank zurückgreift.

Opera ist ein hervorragender Browser mit einer großen Fangemeinde, die nicht müde wird, die Vorteile des Browsers gegenüber seinen Konkurrenten hervorzuheben. Und in der Tat ist Opera anderen Browsern, was Innovationen angeht, häufig ein Stück voraus.


Abb. 2.10: Opera 9.5

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Konqueror

Konqueror ist der Dateimanager und Webbrowser der grafischen Betriebssystemoberfläche KDE, die auf Unix-Betriebssystemen wie Linux, BSD oder Solaris eingesetzt werden kann. Die Komponente KHTML sorgt dafür, dass Konqueror ein vollwertiger Browser ist. Aktuell ist die Version 4.x.

Der Name Konqueror setzt augenzwinkernd die Tradition vorheriger Browsergenerationen fort: Zunächst gab es den Seefahrer (navigator), anschließend den Erforscher (explorer) und nun eben den Eroberer (conqueror).

Zu den fortgeschrittenen Funktionen des Browsers gehören die automatische Vervollständigung von URIs, das automatische Ausfüllen von Formularen, die Verwendung einer Rechtschreibkontrolle mit freier Sprachwahl sowie die Fähigkeit, Lesezeichen anderer Browser zu importieren, und das Browsen in Karteikartenfenstern. Die Unterstützung von Webstandards im Konqueror ist seit KHTML 3.5 hervorragend.

Konqueror gehört auf Linux-Systemen zu den wichtigsten Browseralternativen.


Abb. 2.11: Konqueror 3.4.0

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Safari

Safari ist ein Webbrowser der Firma Apple für das Betriebssystem Mac OS X und seit Version 3.1 auch für Microsoft Windows. Safari gehört zum Lieferumfang von Mac OS X ab der Version 10.3 (Panther) und ersetzte den vorher mitgelieferten Microsoft Internet Explorer für Mac als Standardbrowser. Aktuell ist die Version 3.1.1.

Die Unterstützung aktueller Webstandards ist hervorragend. Safari verwendet zum Darstellen von HTML-Seiten Apples WebKit, eine Anwendungsarchitektur (Framework), die auf der KHTML-Bibliothek des KDE-Projekts basiert. Apple hat jedoch einige Änderungen vorgenommen – einerseits, um eine verbesserte Anbindung an andere Mac OS X-Bibliotheken zu ermöglichen, und andererseits, um die bestmögliche Darstellung aller Webseiten zu garantieren.

Safari verfügt über einen Pop-up-Blocker und ermöglicht das Lesen und Archivieren von RSS-Nachrichten. Der Browser erhält eine Funktion zum Surfen ohne Cache, Cookies und andere Datenspuren.

Safari 3.0 erschien im Juni 2007 und wurde erstmals auch auf Windows XP und Vista portiert. Die Windows-Version wurde laut Apple innerhalb von 48 Stunden mehr als eine Million Mal heruntergeladen, war allerdings noch sehr fehlerhaft. Im März 2008 erschien die Version 3.1 für Mac OS sowie auch für Windows, die zahlreiche Verbesserungen mit sich brachte, darunter eine stark verbesserte CSS 3-Unterstützung.


Abb. 2.12: Safari 3.1.1 auf Windows XP

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Lynx

Lynx ist ein textbasierter Browser und unterscheidet sich damit wesentlich von den bisher vorgestellten Browservarianten. Er kann lediglich Text darstellen, keine Bilder oder andere Multimedia-Elemente. Lynx wurde bereits 1992 an der Universität von Kansas als Hypertextbrowser entwickelt und im März 1993 als 2.0 für das Web freigegeben. Lynx wird als GPL-Software (GNU General Public License) vertrieben, das heißt, er darf frei kopiert und benutzt werden. Die derzeit aktuelle Version läuft auf Unix, Windows ab Version 95, DOS und weiteren Plattformen.

Textbrowser sind im Vergleich zu ihren grafikbasierten Konkurrenten sehr schnell und gelten als absturzsicher. Sie werden von vielen Entwicklern nicht ernst genommen, dabei sind sie ein hervorragendes Mittel, um zu testen, ob Webseiten ohne CSS, JavaScript und Grafiken bedienbar sind. Darüber hinaus vermitteln sie ein Gefühl dafür, wie Suchmaschinen und Nutzer assistiver Technologien, beispielsweise Screenreader, eine Webseite interpretieren beziehungsweise lesen. Textbrowser sind eine hervorragende Hilfe bei der Strukturierung von Inhalten. Lynx findet auch Verwendung als Bestandteil von Crawlern.


Abb. 2.13: Lynx 2.8.5

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Browsertests

Lebten wir in einer perfekten Welt, bräuchte ein Webautor im Wesentlichen nur drei Dinge für seine tägliche Arbeit:

  • einen Editor zum Schreiben gültiger und semantisch reichhaltiger (X)HTML-Dokumente und dazugehöriger Stylesheets,
  • Zugriff auf relevante Spezifikationen, Empfehlungen und Standards sowie
  • einen Browser seiner Wahl, um die Ergebnisse seiner Arbeit online zu betrachten.

Leider ist die Welt nicht perfekt; daher gibt es keinen einzigen Browser, der die Empfehlungen vollständig und fehlerfrei unterstützt. Webautoren bleibt damit nichts anderes übrig, als ausgiebig zu testen. Da niemand alle Browser dieser Welt installieren und seine Arbeit darauf überprüfen kann, beschränken sich Webautoren auf eine kleine Auswahl. Dabei ist es empfehlenswert, die ungefähren Marktanteile von Browsern und Betriebssystemen zu beachten.

Testen Sie im IE 7 und in aktuellen Betaversionen des IE 8. Testen Sie auch im IE 6, allerdings können Sie in diesem veralteten Browser den einen oder anderen Darstellungsfehler hinnehmen. Alle IE 5-Varianten auf Windows- und Macintosh-Betriebssystemen können Sie vernachlässigen.

Der mit großem Abstand meistverwendete Browser ist – noch immer – der Windows Internet Explorer von Microsoft. Der geschätzte Marktanteil liegt bei 70 bis 80 Prozent, wobei mindestens ein Drittel davon weiterhin auf den IE 6 fallen dürfte. Die 5er-Versionen des IE sind heute nicht mehr von Bedeutung, weder auf Windows- noch auf Macintosh-Systemen. Diese können Sie beim Testen folglich vernachlässigen. Dafür sollten Sie ein Auge auf aktuelle Betaversionen des IE 8 werfen.

Mehrere Versionen des Internet Explorers lassen sich nicht ohne Weiteres zusammen auf einem System betreiben. Installiert man den einen, verliert man den anderen. Für Webautoren ist es jedoch zwingend notwendig, auf beiden Browsern testen zu können. Wer folglich nicht gerade zwei Rechner zu Hause stehen hat, muss sich mit einer der drei folgenden Möglichkeiten zufriedengeben.

  • Eine sehr gute Alternative zu einem vollwertigen Zweitsystem ist eine virtuelle Umgebung (siehe unten). Auf einer virtuellen Maschine lässt sich der IE 7 unter realen Bedingungen testen und installieren.
  • Solange der IE 8 noch nicht fertig ist, sollten Sie – ein Windows-Betriebssystem vorausgesetzt – die Version 7 auf Ihrem System installiert haben. Mithilfe der Software Multiple IE können Sie andere IE-Versionen als Standalone-Version parallel installieren. Das Programm bietet IE 3, IE 4, IE 5, IE 5.5 und IE 6 in einem Paket. Wie das funktioniert, können Sie bei Tredosoft nachlesen.
  • Noch einfacher ist der IETester. Dabei handelt es sich um einen Browser, der die Rendering- und JavaScript-Engines des Internet Explorers in den Versionen 5.5, 6, 7 und 8 beta 2 in einer Oberfläche zusammenfasst. IETester läuft unter Windows Vista und XP mit installiertem IE 7 oder 8. Das Werkzeug befindet sich noch im Teststadium, läuft aber bereits einigermaßen stabil.

Testen Sie im aktuellen Firefox und dazu hin und wieder die ältere Hauptversion 2.0.0.17. Ein Blick auf den auf Macintosh-Plattformen beliebten Camino kann nicht schaden.

Browser, die auf der Gecko Rendering Engine basieren (Firefox, Camino, Galeon, Epiphany, ...), ähneln sich in ihrer Interpretation von Webstandards so stark, dass Sie nicht alle zu testen brauchen. In der Regel reicht es aus, auf einer aktuellen Firefox-Variante zu testen und hin und wieder auch mal einen Blick auf ältere Versionen zu werfen.

Testen Sie im jeweils aktuellen Opera, dazu hin und wieder ältere Final-Versionen wie 8.54 oder 7.54.

Opera hat zwar zu keiner Zeit große Marktanteile erobern können, wird aber vor allem von Nutzern verwendet, die sich bewusst und überdurchschnittlich häufig im Web bewegen. Daher sollten Sie diesen Browser nicht völlig außer Acht lassen. Gerade ab der ersten kostenlosen Version 8.5 sollte intensiv getestet werden, aber auch ältere Versionen werden noch von einigen Leuten eingesetzt, die auf leistungsschwachen Rechnern unterwegs sind. Je älter die Versionen sind, desto weniger sollten Sie auf eine perfekte Darstellung achten; es reicht aus, dass alle Inhalte zugänglich sind.

Testen Sie gelegentlich aktuelle Konqueror-Versionen.

Auf Unix- und Linux-Systemen wird neben Mozilla-Varianten vor allem Konqueror im K Desktop Environment eingesetzt. Tests auf diesem Browser sind durchaus sinnvoll.

Testen Sie die neuesten Safari- und iCab-Versionen auf einer aktuellen Macintosh-Plattform. Testen Sie darüber hinaus den neuesten Safari-Browser unter Windows.

Für ein Mac OS X-System haben Nutzer eine hervorragende Browserauswahl: Neben Mozilla-Varianten und Opera stehen mit Safari und iCab zwei weitere Browser bereit, die die aktuellen Webstandards gut bis sehr gut unterstützen. iCab ist ein bei vielen Mac-Nutzern sehr beliebter Browser für Mac OS 7.1 bis zur aktuellsten OS X-Version. War dessen CSS-Unterstützung in Vorversionen noch eher mangelhaft, ist iCab in der Version 3 erwachsen geworden und wartet mit einer hervorragenden HTML- und erstaunlich weitreichender CSS 2.1-Unterstützung auf – in einigen Bereichen besser als die Konkurrenz Safari oder Mozilla. Aktuell ist die Version 4.x.

Testen Sie in einem aktuellen Textbrowser, vorzugsweise Lynx.

Textbrowser eignen sich hervorragend dazu, Semantik und Struktur von Webseiten sowie deren allgemeine Zugänglichkeit zu überprüfen. Vor allem Lynx sollte jeder Webautor installieren und die Darstellung seiner Website darauf intensiv überprüfen.

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Bezugsquellen und Testumgebungen

Wenn Sie einen bestimmten Browser installieren möchten, besuchen Sie die Website des Herstellers und laden sich den gewünschten Browser herunter, entweder direkt von der Startseite oder aus dem Archiv. Tabelle 2.8 führt Sie direkt zu den Archiven der Herstellerseiten. Werden Sie dort nicht fündig, ist die Website http://browsers.evolt.org/ die beste Anlaufstelle im Netz, um jeden beliebigen Browser in jeder beliebigen Version zu finden und herunterzuladen. Dort treffen Sie auch auf »antike« Browser wie Mosaic oder den Netscape Navigator 4.

Tabelle 2.8: Bezugsquellen aktueller Browser
Browser Version Bezugsquelle
Internet Explorer 8 www.microsoft.com/windows/products/winfamily/ie/ie8/
7 www.microsoft.com/windows/products/winfamily/ie/
Firefox 3.0 www.mozilla-europe.org/de/firefox/
Camino 1.x www.caminobrowser.org
Opera 9.x www.opera.com/download/index.dml?custom=yes
Archiv arc.opera.com/pub/opera
Konqueror 4.x www.konqueror.org
Safari 4.x www.apple.com/de/safari/
iCab 4.x www.icab.de
Lynx 2.8.x lynx.browser.org

Wer einen Windows-Rechner zu Hause stehen hat, besitzt in den seltensten Fällen zusätzlich einen Macintosh-Rechner und umgekehrt. Das Gleiche gilt für Unix-Systeme. Darüber hinaus ist es oftmals nicht möglich, unterschiedliche Versionen eines Browsers parallel auf seinem System zu installieren. Man könnte Freunde oder Kollegen in entsprechenden Newsgroups oder Foren höflich um Ansicht einer Website und vielleicht einigen Screenshots bitten, aber auf Dauer ist dies keine Lösung. Hilfestellung bieten eingeschränkte Standalone-Versionen, Bildschirmfotodienste und virtuelle Umgebungen.

Bildschirmfotodienste

Bildschirmfotodienste sind teils kommerzielle, teils kostenfreie Dienste, die Bildschirmabzüge (screenshots) von der Darstellung von Webseiten in bestimmten Browsern anfertigen und dem Nutzer zur Anzeige im Browser oder zum Download anbieten.

  • ieCapture von Daniel Vine fertigt einen Bildschirmabzug der Darstellung in der aktuellsten Vorschauversion des IE 8 an.
  • Browsershots fertigt Screenshots auf verschiedenen Browsern in erstaunlich vielen Versionen an, sowohl unter Windows als auch unter Linux, Mac OS und BSD. Der Dienst ist kostenlos.
  • BrowserCam ist ein kommerzieller Dienst und dabei vergleichsweise teuer. Allerdings besteht die Möglichkeit, einen Testzugang anzulegen. Das Angebot an Plattformen und Browsern ist beeindruckend. Auf den Systemen Linux Fedora Core 6, Mac OS X 10.3, 10.4 und 10.5, Windows 2000 Professional, 98, XP und Vista sind jeweils rund ein halbes bis ein Dutzend Browser installiert, teilweise in unterschiedlichen Versionen.


Abb. 2.14: BrowserCam ermöglicht Ihnen einen Screenshot Ihrer Websites in zahlreichen Browsern auf verschiedenen Systemen

Bildschirmabzüge zeigen sehr gut, wie eine Webseite in dem einen oder anderen Browser aussieht, sie sind jedoch kein Werkzeug für die Fehleranalyse. Im Allgemeinen muss man die Stelle, die einen Fehler verursacht, erst suchen und eine Weile herumprobieren, bis man das Problem beseitigt hat. Jedes Mal einen Bildschirmabzug anzufertigen, wenn man eine Kleinigkeit geändert hat, ist nicht nur nervig, sondern vor allem zeitaufwendig. Bei allen vorgestellten Diensten ist mitunter mit mehreren Stunden bis Tagen Wartezeit zu rechnen. Virtuelle Umgebungen sind oftmals die bessere Alternative.

Virtuelle Umgebungen

Virtuelle Umgebungen sind Browsersimulationen oder Programme, die auf einem ausreichend mit Speicher ausgestatteten Rechner gleichzeitig verschiedene Betriebssysteme laufen lassen; ein Mausklick, und schon steht ein neuer Test-PC zur Verfügung.

VMware bietet mit dem VMware Player eine kostenlose Software, mit der Sie bereits fertig eingerichtete virtuelle Maschinen starten können. Im Virtual Technology Network unter der Adresse http://www.vmware.com/appliances/ können Sie zudem komplette VMware-Images herunterladen. So ist es möglich, sich ohne Kostenaufwand beispielsweise eine Linux-Umgebung unter Windows einzurichten, um damit ausgiebig zu testen.

Wem das zu viel Aufwand ist, der hat auch noch andere Möglichkeiten:

  • Knoppix ist ein komplett von CD oder DVD lauffähiges Linux-System für den Desktop. Einfach CD/DVD einlegen, den Rechner hochfahren und fertig. Es ist keinerlei Installation auf der Festplatte notwendig. Auf diesem Weg ist es möglich, Linux-Browser zu installieren und zu testen, beispielsweise Konqueror.
  • BrowserCam bietet nicht nur die Möglichkeit, Screenshots anzufertigen, sondern auch einen vollständigen Fernzugriff auf unterschiedliche Plattformen und darauf installierte Browser. Eine Webseite lässt sich dadurch so testen, als säßen Sie direkt an dem entsprechenden Rechner.
  • Es ist zwar relativ einfach, Lynx selbst zu installieren und seine Webseite damit direkt zu betrachten, zur Not tut es aber auch ein Online-Viewer, der die Darstellung in Lynx simuliert.

Weitere Simulationen stehen in Form von Browsererweiterungen (siehe Kapitel 3.5) zur Verfügung.