Grundsätzlich unterscheidet man zwei Arten von Zitaten: wörtliche Zitate und sinngemäße Zitate.
Wörtliche Zitate lassen sich in kurze Zitate (inzeiliger Inhalt) und lange Zitate (Zitatblöcke) einteilen. Wenn es aus dem Zusammenhang nicht klar wird, folgt in beiden Fällen die Angabe der Quelle beziehungsweise des Urhebers, erkennbar vom Rest des Texts abgetrennt, meistens durch Klammern. Wird aus einem bestimmten Werk zitiert, ist es üblich, eine Jahreszahl anzufügen.
Setzen Sie ein kurzes Zitat in Anführungszeichen, beispielsweise: Man sollte Zitate »nur gebrauchen, wo man fremder Autorität wirklich bedarf« (Schopenhauer). Lange Zitate rücken Sie – abhängig von der zugrunde liegenden Zitierregel mal mit, mal ohne Anführungszeichen – in den laufenden Text um etwa fünf Millimeter (links oder beidseitig) ein.
Stellen, die aus einem anderen Text zwar nicht wörtlich, aber doch vom Sinn oder Gehalt her wiedergegeben werden, die also nicht Ihre eigenen Gedanken, sondern die eines anderen Urhebers formulieren, nennt man sinngemäße Zitate.
Sie müssen hier die Quelle ebenfalls angeben. Für gewöhnlich steht der Quellenangabe ein vgl. (vergleiche) voran.
Allgemeingültige Regeln dazu, wie die Quellenangabe genau auszusehen hat, gibt es nicht – zumal diese Angaben schwieriger wurden, seit außer aus Büchern und Zeitschriften auch aus Webseiten zitiert wird, die sich jederzeit ändern können. Von Verlag zu Verlag, Universität zu Universität und Fakultät zu Fakultät gibt es andere Bestimmungen. Vor allem wenn Sie an universitären Texten wie Seminar-, Magister- oder Diplomarbeiten schreiben, sollten Sie sich im Vorfeld genau informieren, welche Zitierweise von Ihnen erwartet wird.
Inzeilige Zitate: Der Elementtyp q
Das Element q
zeichnet ein kurzes Zitat aus, das keinen Zeilenwechsel erfordert
(inzeiliger Inhalt).
Das oben angeführte kurze Zitat sollten Webautoren in XHTML entsprechend den Empfehlungen eigentlich wie folgt auszeichnen:
<p>Ein kurzes Zitat wird in Anführungszeichen gesetzt. Beispiel: Man sollte Zitate <q>nur gebrauchen, wo man fremder Autorität wirklich bedarf</q> (<cite>Schopenhauer</cite>).</p>
Fragwürdiges Konzept und fehlerhafte Implementierungen
Die HTML 4.01-Spezifikation des W3C legt in Abschnitt 9.2.2 eindeutig
fest, dass der Inhalt des q
-Elements mit begrenzenden
Anführungszeichen dargestellt werden muss, und weist
zugleich darauf hin, dass Autoren selbst keine
Anführungszeichen setzen sollten. Dieses Konzept ist aus
zwei Gründen fragwürdig:
- Die Vorschrift einer bestimmten
Darstellung hat in einer Auszeichnungssprache nichts zu
suchen, vor allem nicht in HTML, das von seiner
Rückwärtskompatibilität lebt. Beim Einsatz des
q
-Elements müssen sich Webautoren auf dessen vorgeschriebene Darstellung verlassen, damit die Bedeutung übertragen wird. Was soll ein Browser tun, derq
nicht implementiert hat? Er weiß nicht, dass er Anführungszeichen setzen muss, tut es auch nicht, und der Benutzer kann den Text folglich nicht als Zitat erkennen. Diesen Fehler hat in dieser Form kein anderes Element. - Die korrekte Kennzeichnung von
Zitaten ist Semantik auf Zeichenebene und gehört damit
zu den Aufgaben der Typografie, nicht der Textauszeichnung.
Fragen werden ja auch mit einem Fragezeichen gekennzeichnet
und nicht wie folgt:
<question>Warum hat Noah die zwei Stechmücken nicht erschlagen</question>
Abgesehen von den theoretischen Bedenken gibt es derzeit auch keine Implementierung, die man ruhigen Gewissens als akzeptabel bezeichnen könnte. Schauen Sie sich folgendes XHTML-Dokument in einem Browser Ihrer Wahl an:
<p><cite>Egon Friedell</cite> illustriert den Hang der Rokoko-Kultur zur Ausnahme mit dem wunderbaren Beispiel: <q cite="isbn:3-406-02510-2">Als eine vornehme italienische Dame einmal ein künstliches Fruchteis verzehrte, sagte sie: <q>Wie schade, dass es keine Sünde ist.</q></q></p>
Viele Browser, darunter der Internet Explorer für Windows, verzichten auf die Darstellung von Anführungszeichen um zitierten Text, sodass Zitate nicht von gewöhnlichem Fließtext zu unterscheiden und dadurch nicht als solche zu identifizieren sind. Die Verwirrung der Leser können Sie sich sicherlich vorstellen, ganz zu schweigen von den rechtlichen Problemen, die eine nicht vorhandene Auszeichnung von Zitaten mit sich bringen kann. Aktuelle Gecko- und Opera-Browser verteilen zwar typografische Anführungszeichen um Zitate, jedoch noch immer nicht die richtigen (vgl. Kapitel 2.11.3).
Abb. 5.22: Darstellung des Elements q
in IE 6, IE 7, Firefox 3 und Opera 9.5
Mit CSS ist es möglich, eine richtige Darstellung in einigen Browsern zu erreichen, dies ist jedoch keine Lösung, denn Dokumente müssen auch dann funktionieren, wenn das verwendete Benutzerprogramm kein CSS unterstützt. Vgl. Bedingung 6.1 der BITV:
»Es muss sichergestellt sein, dass mittels Markup-Sprachen geschaffene Dokumente verwendbar sind, wenn die zugeordneten Style Sheets deaktiviert sind.«
Ein oft empfohlener Workaround, zitierten Text
vom umgebenden Fließtext abzuheben, besteht in der
Änderung des Schriftschnitts, zum Beispiel kursiv, oder der
Schriftfarbe. Da auch hier keine Lösung ausschließlich
über CSS-Formatierungen infrage kommt, könnten
Webautoren auf das Element i
zurückzugreifen:
<p>Ein kurzes Zitat wird in Anführungszeichen gesetzt. Beispiel: Man sollte Zitate <q><i>nur gebrauchen, wo man fremder Autorität wirklich bedarf</i></q> (<cite>Schopenhauer</cite>).</p>
Das Element i
gehört zu den Elementen der
physischen Textauszeichnung (siehe Kapitel 5.5.4) und fügt
keinerlei Semantik hinzu, sondern sorgt für die kursive
Darstellung seines Textinhalts. Es ist nicht als deprecated
(missbilligt) gebrandmarkt, kann also auch in der strikten
Variante von XHTML verwendet werden. Es ist fester Bestandteil
der Sprache und wird von jedem aktuellen Browser erkannt und
interpretiert, womit eine vom Fließtext unterscheidbare
Darstellung von Zitaten übergreifend erreicht wäre.
Allerdings liegt der Zusammenhang zwischen kursiver Schrift und
zitiertem Text nicht gerade auf der Hand (zumal mit em
ausgezeichneter
Text normalerweise auch kursiv dargestellt wird), und zudem
erfordern alle Zitierregeln eindeutig Anführungszeichen um
zitierten Text. Und wie sollen Webautoren mit verschachtelten
Zitaten umgehen? Eine Änderung des Schriftschnitts oder der
Farbe ist als Kennzeichnung von Zitaten somit nicht
akzeptabel.
Viele Webautoren halten die
Verwendung von q
für einen handwerklichen
Fehler. Auch ich rate Ihnen davon ab. Aus den aufgeführten
Gründen ist es unmöglich, dieses Element derzeit zu
verwenden. Ich empfehle, Zitate wie gewöhnlichen
Fließtext auszuzeichnen und die richtigen
Anführungszeichen manuell zu setzen. So umschiffen Sie alle
Browser-Bugs und stellen eine den Zitierregeln entsprechende
Darstellung sicher. Den Verlust an Markup sollten Sie in diesem
Fall verschmerzen.
Zitatblöcke: Der Elementtyp blockquote
Das Element blockquote
zeichnet
ein langes Zitat aus. Es erzeugt eine eigene Zeile und muss
Blockelemente beinhalten.
Visuelle Benutzerprogramme stellen blockquote
im Allgemeinen als
eingerückten Block dar; der Screenreader JAWS kündigt
das Folgende als Zitat an. Es werden keine automatischen
Anführungszeichen gesetzt, weil diese in manchen
Zitierregeln für Zitatblöcke nicht vorgesehen sind und
auch weil es in den düsteren Zeiten vor CSS gängige
Praxis war, blockquote
als Element zur
visuellen Einrückung beliebiger Inhalte zu verwenden. Wenn
Sie Anführungszeichen setzen wollen oder müssen,
sollten Sie diese auch hier per Hand einfügen. Darüber
hinaus müssen Sie beachten, dass das Zitat nicht direkt im
blockquote
-Element stehen darf,
sondern erst andere Blockelemente wie etwa p
eingefügt
werden müssen.
Listing 5.19 enthält einen Zitatblock,
der wiederum zwei inzeilige Zitate enthält. Es demonstriert
ebenfalls die Verwendung des Attributs und des Elements
cite
, die ich anschließend im
nächsten Abschnitt erläutere.
<p>Buchautor und -kritiker <cite>Dieter Wunderlich</cite> urteilt über Ondaatjes Roman »Der englische Patient« wie folgt:</p> <blockquote cite="http://www.dieterwunderlich.de/Ondaatje_patient.htm#com"> <p>»›Manche der Geschichten, die der Mann ruhig in das Zimmer hinein erzählt, gleiten wie Falken von Schicht zu Schicht.‹ Das prägt den gesamten Roman. Der in Sri Lanka geborene holländische Schriftsteller Michael Ondaatje erzählt teilweise authentisch vom Schicksal des Wüstenforschers Graf Ladislaus (auch: Lászlo) Almásy (1895–1951). [...]</p> <p>›Dieser Roman trägt eine dreifache Krone: er ist tiefgründig, schön und lässt das Herz schneller schlagen‹, urteilte die Nobelpreisträgerin <cite>Toni Morrison</cite>.«</p> </blockquote>
blockquote
und cite
Referenz auf die Quelle eines Zitats: Der Elementtyp und das Attribut cite
Das Element cite
dient der Auszeichnung von Referenzen auf die Quelle
beziehungsweise den Urheber eines Zitats.
Für gewöhnlich stellen Browser den
Elementinhalt kursiv dar. In wissenschaftlichen Schriften, etwa
in Bibliografien, werden Autorennamen oft in Kapitälchen
gesetzt (siehe die CSS-Eigenschaft text-transform
,
Kapitel 7.4.6).
Das Attribut cite
wird dazu
verwendet, eine Quelle direkt über ihren URI zu adressieren.
Das kann auch ein URN sein, der die ISBN eines Buchs angibt, aus
dem zitiert wird. Webautoren können das Attribut
cite
sowohl beim Element
q
als auch beim Element
blockquote
verwenden.
Leider ist auch die Unterstützung des cite
-Attributs
mangelhaft. Lediglich iCab und Mozilla zeigen die Referenz
entweder direkt im Kontextmenü oder im Unterpunkt
Eigenschaften an. Mit CSS oder
externen Tools lassen sich die im cite
-Attribut
angeführten Verweise zugänglich machen, allerdings
nicht für alle Browser. Daher gilt auch hier: Wenn Sie auf
die Anzeige der Zitatquelle angewiesen sind, müssen Sie
diese direkt im Text anführen.
Abb. 5.23: Firefox zeigt den Wert des cite
-Attributs in den Elementeigenschaften an